Das Dömchen, oder: Ein Wochenende vor den Toren Kölns

Das Dömchen, oder: Ein Wochenende vor den Toren Kölns

Köln is(s)t gut und das nicht nur innerhalb der eigenen Stadtgrenzen, sondern auch vor der Haustüre. Ich fahre vorbei an ersten zaghaft blühenden Rapsfeldern und lasse den Dom hinter mir zurück auf dem Weg nach Euskirchen, einer Stadt, die so mancher Lokalpatriot noch versuchen wird, als Kölner Vorort durchzumogeln. Ich möchte sagen: Kölner sollten durchaus einen Wochenendausflug hierher riskieren, umso mehr, da mein Ziel den Namen „Dömchen“ trägt.

Und das liegt im kleinen beschaulichen Dom-Esch, einem Stadtteil nordöstlich von Euskirchen. Tatsächlich kommt der Name nicht von ungefähr, er zeugt von einer Zeit, in der der Ort im Besitz des Kölner Domkapitels war. Hier treffe ich Kirsten Mauer, die mich zu den ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen auf der Terrasse ihres Ferienhauses empfängt, dem „Dömchen“: Ein Fachwerkhaus aus dem 16. Jahrhundert, rund 450 Jahre alt. Das Haus blickt auf eine reiche Geschichte zurück, diente im Laufe der Jahre als Dorfschule und Küsterhof, versorgte das Dorf eine Zeit lang mit Brot aus dem Backofen im alten Gemäuer. Zuletzt war von all dem aber nicht mehr viel zu erkennen, das Haus vor allen Dingen von Verfall und Vernachlässigung gezeichnet. Bis Kirsten Mauer kam.

„Ich bin eigentlich gelernte Krankenschwester“, erzählt sie, als wir auf den Terrassenmöbeln im Innenhof Platz nehmen und dem sanften Plätschern des Springbrunnens lauschen. „Aber 2020 entschied ich mich, etwas anderes zu machen. Etwas, wo ich weiterhin für Menschen da sein kann, aber auf eine andere Art und Weise.“ Kirstens Traum: Eine Ferienunterkunft zu eröffnen.

Wieso ihre Wahl dann im April 2021 ausgerechnet auf dieses kleine Häuschen fiel, kann sie heute selbst nicht mehr so recht sagen. „Offen gestanden war das Haus ein Schandfleck hier im Dorf. Es gab Leute, die mich geradeheraus fragten, ob ich bescheuert wäre, aus einem solchen Haus in einem solchem Dorf eine Ferienunterkunft zu eröffnen“, erinnert sie sich. Da war es jedoch um Kirsten schon geschehen: „Ich hatte keinen Business Case erstellt. Das war ein Herzensprojekt. Ich wollte einfach einen Ort schaffen, an dem man gut und gerne sein kann.“

Kirsten Mauer im Dömchen, als es noch eine Baustelle war (Credit: Kirsten Mauer)

Die Herausforderungen auf dem Weg zu diesem Ziel schienen jedoch endlos. Rund anderthalb Jahre renovierte, sanierte und modernisierte Kirsten das Gebäude, stand selbst auf der Baustelle, packte tatkräftig mit an. „Wir mussten den Boden im Erdgeschoss einmal komplett ausheben, um das Fundament wieder trocken zu legen. Irgendwann war die Grube so tief, dass wir uns strecken mussten, um die Eimer über die Fenster und in die Container vor der Tür zu entleeren“, erinnert sich Kirsten lachend. „Wir haben uns den Kopf zerbrochen, wie wir das Gebäude wieder begradigen, da es über die Jahre abgesackt war und zu zerbrechen drohte. Wie wir das Dachgebälk absichern, damit das Haus nicht einstürzt. Wie wir eine Heizung verlegen.“  All das in Zeiten einer Pandemie, steigender Materialpreise und Handwerkermangel. Das allerdings schreckte Kirsten wenig ab. Im Gegenteil, sie war noch lange nicht am Ende mit ihrem großen Traum. Stattdessen beschäftigte sie sich mit der Frage, wie man eine Sauna unter die Dachschräge des ehemaligen Stalls im Innenhof bauen könnte? Wie man die Geschichte des Hauses erhalten und Gemütlichkeit einziehen lassen könnte – und dabei gleichzeitig den Denkmalschutz des Hauses wahren würde. Manchmal scheint es, als könnte sie selbst kaum noch glauben, was sie alles auf sich genommen hat, um ihren Traum zu verwirklichen. „Es ist alternativlos: Wir müssen solche Schätze wahren. Natürlich kann man ein solches Haus weiter verfallen lassen – aber warum setzt man es dann unter Denkmalschutz?“, erklärt Kirsten. „Aber natürlich hatte ich Sorgen: Finden andere Leute das Haus am Ende so schön wie ich? Wird sich der Aufwand und die ganze Arbeit gelohnt haben? Finden wir ausreichend Gäste?“

Die Antwort lautet in allen Fällen: ja. Das „Dömchen“ lockt seit Dezember 2022 erste Gäste aus aller Welt an. Sie kommen aus der Schweiz, aus Belgien, sogar aus Kanada. Sie nutzen die Ferienunterkunft als Ausgangspunkt für Wanderungen in der Nordeifel (gerne auch mit Vierbeinern, denn die sind im Ferienhaus willkommen), oder für Radausflüge entlang der Wasserburgenroute oder dem Erftradweg. Sie genießen die Ruhe im Dorf, die Spielplatzmöglichkeit für Kinder hinterm Haus. Das Phantasialand und die Schlösser Brühl sind nur einen Katzensprung entfernt. Und auch Bonn, Köln oder die Outletcity Bad Münstereifel sind gut zu erreichen. „Tatsächlich hatten wir aber auch schon erste Kölner hier zu Gast, die einfach für ein Wochenende raus wollten“, erzählt Kirsten. Bei einem entspannten Nachmittag in der Wohlfühloase beispielsweise, die sich im ehemaligen Stall des Hauses befindet, mit Duschmöglichkeiten und einer brandneuen Sauna. Oder bei einem heißen Bad in der freistehenden Badewanne. Auf einem Tablett liegen dafür sogar schon eine neue Ausgabe des „Landlust“ Magazins und entsprechende Badetabs bereit. In der Aussparung im alten Backsteingemäuer, dort wo früher einmal der Brotbackofen war, steht heute ein Korb mit liebevoll zusammengestellten Wellness-Utensilien von Pflegeseifen über Massagebürsten bereit. Auf dem Waschtisch stehen frische Blumen. Und in den Schlafzimmern liegen Bademäntel und Kuscheldecken bereit. Die Ruhe genießen kann man auch bei einem ersten Kaffee aus der Nespresso-Maschine in der Küche oder einem abendlichen Tee – oder bei einem leckeren Abendessen und einem guten Glas Vino aus dem Weinkühlschrank im Esszimmer.

Es sind diese liebevollen Details und schönen Annehmlichkeiten, auf die Kirsten besonders achtet. Dazu kommt ihr feines Gespür dafür, Geschichte und Moderne miteinander zu verbinden. So ist in Küche und Bad das alte Gemäuer freigelegt, die schwarz verkohlten Steine rund um den Ofen erzählen noch von den Zeiten, als das Dorf hier sein Brot kaufen konnte. Auch die schiefen Wände und Böden zeugen von der Geschichte des Hauses. Gemütlichkeit entsteht durch die Kontraste, durch wohl gewählte und durchdachte neue und alte Elemente. So steht vor dem alten Gemäuer nun ein schwarzer Designkühlschrank und eine Küche in cleaner Betonoptik. Die polierte Betonplatte wurde, ebenso wie der Springbrunnen im Innenhof, von einem Freund von ihr gegossen. Dahinter findet sich ein langer Esstisch aus Massivholz, ein Hochzeitsgeschenk von ihrer Schwiegermutter. Viele Bilder an den Wänden stammen aus dem Pinsel ihres Vaters.

Raum für Raum, den wir gemeinsam erkunden, stellt sich bei mir das Gefühl ein: Aus dem Schandfleck ist wieder eine kleine Wohlfühl-Oase geworden. Das „Dömchen“ ist ein Ort, an dem man bleiben will. Auch hier is(s)t Köln gut.

Dömchen

https://www.eifelsein.de/home/doemchen

Ferienvermietung EifelSein | Kirsten Mauer

Tel. +49 173-7467466 E-Mail: info@eifelsein.de

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