Gastgeben ist ein Gefühl

Gastgeben ist ein Gefühl

Jutta Kirberg. Fotografin: Claudia Ast

Die kulinarische Geschichte von Jutta Kirberg, Geschäftsführerin von Kirberg Catering, beginnt eigentlich mit Mick Jagger und den Rolling Stones. Die touren 1982 nämlich durch die Bundesrepublik und machen für ihre 10 Konzerte auch Halt im Müngersdorfer Stadion in Köln. Die Verpflegung vor Ort übernimmt eine 21-jährige Studentin: Jutta Kirberg. Der Job macht sie gewissermaßen zu einer Frau der ersten Stunde. „Damals gab es natürlich schon Partyservices. Aber Veranstaltungs- und Konzert-Catering waren eher neu. Ich erinnere mich, dass die bei der Unternehmenseintragung noch gar nicht wussten, wie man ‚Catering‘ buchstabiert“, erzählt Jutta. Sie lacht dabei.

Überhaupt stecken da viel Leichtigkeit und Heiterkeit in ihren Erzählungen, die auch von einem modernen Start-up handeln könnten: Jutta geht in den folgenden Jahren mit Bands von BAP bis David Bowie auf Tour, zieht mit ihrer Ausrüstung im Transporter von Backstage zu Backstage Bereich. Manchmal helfen Freunde aus (weswegen meine Mutter, eine Studienfreundin von Jutta, heute noch die Anekdote teilt, dass sie einmal Brötchen für Campino geschmiert hat). Verdientes Geld wird in die Anschaffung von Küchenmaterialien investiert. Und manches Mal braucht es einfach kreative Ideen und Organisationstalent: „Als David Bowie in den 80ern Sushi bei uns bestellte, wussten wir nicht, was das ist. Dann haben wir wie wild recherchiert, uns ins Auto gesetzt und sind rund 50 Kilometer nach Düsseldorf gefahren – dort gab es das auch damals schon und in hervorragender Qualität.“

„Es geht darum, wie ich Gästen ein Lächeln auf die Lippen zaubere“

– Jutta Kirberg

Ich kenne diese Geschichten, seit ich ein kleines Mädchen war. Über all die Jahre hinweg habe ich Juttas Unternehmen auf rund 100 Mitarbeiter wachsen sehen, habe die Wandlung vom Konzert- zum Event-Catering miterlebt, das mittlerweile durchschnittlich 1000 Veranstaltungen im Jahr betreut. Ich habe mitgefiebert, wenn Jutta sich auf weiteres Neuland begeben hat, mit neuen Aufträgen als gastronomischer Partner von Kölnkongress oder der KölnMesse. Ich habe mich für sie gefreut, wenn ihre Arbeit mit dem Caterer des Jahres Award oder der Ernennung zur CulinaryCologne-Botschafterin gewürdigt wurde. Und ich habe gestaunt, wenn sie wieder einmal kreativ wurde und mit der Eröffnung ihres Gartenlokals „Dank Augusta“ ein neues Gastro-Konzept vorstellte: dem Picknick im Glas.

„Köln ist meine Heimat. Hier bin ich angekommen.“

– Jutta Kirberg

Was es auch war – man konnte immer spüren, wie viel Herzblut dabei ist, wie Beruf eben auch Berufung sein kann: zum Gastgeben. Und das ist mehr, als zu catern, also zu verpflegen. Wenn man Jutta fragt, dann ist es ein Gefühl: „Es geht darum, wie ich Gästen ein Lächeln auf die Lippen zaubern kann, wie ich für eine kleine Überraschung sorgen kann und wie ich einen Rahmen schaffen kann, in dem sich jeder wohl fühlt. Denn nur dann ist eine Veranstaltung erfolgreich.“ Ob sich nach über 35 Jahren nicht auch mal Routine einstellt? „Erfahrung, ja. Aber mich treibt die Neugier, der Drang, Ideen weiterzuentwickeln“, erklärt Jutta.

Und genau das war in den vergangenen Monaten geforderter denn je. Bei Kirberg wird Gefühl wird jetzt verpackt und verschickt. Glück wird jetzt in Gläser gefüllt, die man sonst von einem Picknick in der Dank Augusta kennt. Für ein Lächeln sorgen jetzt Karnevalsboxen: Liebevolle Pakete mit „wat leckeres zu müffele un süffele“, damit man wenigstens zo huss ein bisschen jeck werden kann. Und fürs Erlebnis sorgt „die beste Currywurst Kölns„, die auch schon ca. 1000 Gäste auf einmal im Live-Stream gemeinsam zubereitet und genossen haben. Digital und auf Distanz, das verändert Gastgeben. Aber es schafft auch neue Ideen. Bei aller Veränderung bleibt Jutta sich treu, ihren kreativen Ideen, ihrer Neugierde – und ihren Wurzeln: „Köln ist meine Heimat. Hier bin ich angekommen. Die Menschen, die Sprache: hier ist alles so vertraut.“ Das nächste Live-Event hat sie schon im Kopf: „Wenn das alles vorbei ist und es endlich wieder geht, veranstalte ich ein großes Fest mit all den Menschen, die mich durch diese Krise begleitet haben.“

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12 thoughts on “Gastgeben ist ein Gefühl”

  • Liebe Laura. Für das kurzweilige Interview und die entstanden Geschichte möchte ich mich bei Dir herzlich bedanken. Auf Deine nächsten Geschichten freue ich mich schon jetzt und wünsche Dir viele spannende Gesprächspartner. DJ

  • Liebe Laura.
    Herzliche Gratulation zu dieser feinen Premiere Deines Blogs, den ich gerne abonnieren möchte, aber noch nicht gefunden habe, wo das geht. Ich versuche es mal über Insta.
    Das lesenswerte Portrait von Jutta ist eine sehr gute Wahl für Deinen Start:, denn es steht auch für die Kreativität, den Mut und die Ausdauer die es braucht in dieser Zeit….
    Viel Freude und Erfolg mit Deinem Blog wünscht Dir Stephan.

    • Lieber Stephan,

      vielen Dank! Deine Anregung nehme ich gerne auf, um diesen Blog weiterzuentwickeln und dich als Leser auch in Zukunft zu begeistern. Bis dahin folge dem Blog doch auf Instagram (@koelnisstgut). Da gibts auch zwischendurch immer mal kleine Geschichten. Viele Grüße! Laura

  • Während ich das Alles lese – empfinde ich G L Ü C K .
    Glück das ich Jutta kennen lernen durfte – Glück das ich an ihrer Arbeit teilhaben durfte – Glück das ich kulinarisch immer wieder verführt wurde.
    Ich freu mich so so sehr auf ein Wiedersehen – ein wieder in die Arme nehmen …. und Dich und deine Gastlichkeit erleben zu können .
    All the best —— Annett

  • Liebe Laura, mach‘ weiter so! Das tut einfach gut, In dieser komischen Zeit sowieso. Die Erfolgsgeschichte von Jutta spricht uns alle an, insbesondere die, die ein Gefühl für Kreativität im Verbund mit Lebensgenuss haben. Bitte mehr davon… und eine Verneigung vor Jutta!

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